Philosophie

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Welche Pflichten haben wir gegenüber künftigen Generationen? Wie lässt sich staatliche Herrschaft rechtfertigen? Was können wir wissen und was heißt es, etwas zu wissen? Was zeichnet wissenschaftliche Erkenntnis gegenüber subjektiven Meinungen aus?

Dies sind Beispiele für philosophische Fragen. Philosophische Fragen haben häufig die Form „Was ist X?“ (Bedeutungsfragen) oder „Wie lässt sich X rechtfertigen?“ (Begründungsfragen). Inhaltlich lassen sich Fragen der theoretischen Philosophie von Fragen der praktischen Philosophie unterscheiden.

Zur praktischen Philosophie gehören z. B. die Ethik und die politische Philosophie. Die theoretische Philosophie umfasst u. a. die Erkenntnistheorie, die Wissenschaftstheorie und die Religionsphilosophie sowie die Logik. Werden philosophische Fragen mit einem primär historischen Interesse gestellt (z. B. „Was versteht Aristoteles unter ‚Glückseligkeit‘?“), so werden sie der Geschichte der Philosophie zugeordnet.

Um zu verstehen, was Philosophie ausmacht, ist neben dem Blick auf die Form und die Inhalte philosophischer Fragen auch entscheidend, wie Philosoph:innen  vorgehen, um ihre Fragen zu beantworten. Was heißt es zu philosophieren? Philosoph:innen führen typischerweise keine Experimente oder Feldforschungen durch. Vielmehr befassen sie sich mit Begriffen und Argumenten und prüfen deren Bedeutung und Überzeugungskraft. Bei einem Argument wie „Wir sollten kein Fleisch essen, weil Tiere auch ein Recht auf Leben haben!“ schauen sie sich beispielsweise die Voraussetzungen (Prämissen) genau an und untersuchen, ob die Schlussfolgerung (Konklusion) tatsächlich aus den Prämissen folgt.

Philosophie und das Fach Werte und Normen

Immanuel Kants Frage „Was soll ich tun?“ wird im Kerncurriculum für das Fach Werte und Normen (2018) als „Leitmotiv des Unterrichtsfaches Werte und Normen“ bezeichnet.

Dies veranschaulicht die zentrale Bedeutung der Philosophie als Bezugsdisziplin für das Fach Werte und Normen. Ein besonderer Fokus soll dabei auf der praktischen Philosophie, genauer: auf der angewandten Ethik liegen. Passend dazu gibt das Kerncurriculum die „Entwicklung ethischer Urteilsfähigkeit“ als eine von drei didaktischen Prioritäten aus.

Um diese Kompetenz zu fördern, sollen die Schüler:innen „Kenntnisse und Fähigkeiten zur Anwendung der Kriterien ethischer Argumentationsweisen“  erwerben.

Neben der philosophischen Ethik sind auch Aspekte der politischen Philosophie, der Erkenntnistheorie und der philosophischen Anthropologie fest als Themen des Faches Werte und Normen in den Kerncurricula verankert.

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In diesen Vorgaben spiegelt sich das oben skizzierte zweifache Verständnis des Faches Philosophie wider: zum einen über die Inhalte (in diesem Fall mit einem Schwerpunkt in der angewandten Ethik), zum anderen über das methodische Vorgehen (die Förderung der Argumentations- und Urteilskompetenz).

Der Umgang mit Themen und Positionen der Philosophie soll dabei stets problemorientiert sein. Es geht nicht darum, träges Wissen über Philosophie bzw. Philosoph:innen zu vermitteln.

Vielmehr sollen Schüler:innen durch die eigenständige und kritische Auseinandersetzung mit philosophischen Argumenten und Positionen zu einer besseren Orientierung in der eigenen Lebenswelt und zu einem reflektierten Umgang mit Wertkonflikten und sozialen Normen gelangen. So kann eine weitere didaktische Priorität des Faches, die „Werteorientierung in lebensanschaulichen und religiösen Diskursen“ umgesetzt werden.